Gesundheit

Herbstgrasmilben, Erntemilben (Neotrombicula autumnalis)

Wenn das große Krabbeln beginnt …

Wenn das schöne Wetter in die Gärten und auf die Terrassen lockt, werden in den Gärten leider auch wieder die Grasmilben aktiv. Genau genommen handelt es sich bei Grasmilben um “Erntemilben” (Neotrombicula autumnalis), auch unter Herbstgrasmilbe, Heumilbe, Rasenmilbe oder auch Heukrätze bekannt, die mit ihren Bissen starken Juckreiz auslösen können.

Grasmilben gehören zur artenreichen Klasse der Spinnentiere und zählen zur Gruppe der Laufmilben. Im Gegensatz zur Herbstgrasmilbe ist die echte Grasmilbe (Bryobia graminum) deutlich kleiner als ihr beißfreudiger Artgenosse, die Erntemilbe. Auch ihr Biss juckt längst nicht so stark. Obwohl Grasmilben eigentlich wärmeliebend sind, kommen sie mittlerweile in ganz Mitteleuropa vor, wobei ihre räumliche Verbreitung sehr unterschiedlich ist.

Die Ernte-Herbstmilbe ist die in Deutschland am häufigsten vorkommende Art der Milben. Je nach Witterung und Standort können durch diese Milbenart mittlerweile von März bis Oktober Probleme auftreten. So gesehen ist die Bezeichnung Herbstmilbe eher verwirrend. Regionen mit hoher Grasmilbendichte sind zum Beispiel Rheinland-Pfalz, Hessen, das Rheinland sowie Teile Bayerns.

Lange Zeit wurde den Herbstmilben sogar wenig Beachtung geschenkt. Seit jedoch die Bister fast epidemienartig auftreten und viele leidgeprüfte Patienten sich von ihren Hausärzten behandeln lassen müssen, versuchen Wissenschaftler die Ursache für das Milbenproblem aufzudecken.

Der Milbenbefall bei Mensch & Tier

Milbenstiche am BeinWie alle Milben durchläuft die Herbstmilbe ein Larvenstadium und es sind ausschließlich die Larven der kleinen Spinnentierchen, welche für die juckenden Hautsymptome an den unteren Gliedmaße verantwortlich sind. Die orangeroten und ca. 0,3 mm lange Milbenlarven können sehr unangenehm für Mensch und Tier sein. Hauptsächlich werden Mäuse, Ratten, Hasen oder Kleinvögel Opfer von Milben. Aber auch Hunde, Katzen und Menschen, wenn sie sich in den bevorzugten Milbengebieten aufhalten, wo die winzigen Spinnentiere im hohen Gras auf Menschen oder Säugetiere warten.

Streift nun ein Lebewesen die Stängel der Pflanzen werden die Larven von den Gewächsen abgestreift und landen auf dem Körper des „Opfers“. Bevor jetzt die Milbenlarven sich auf der Haut niederlassen, um sich in die Haut zu bohren, wandern sie einige Stunden auf dem Körper ihres Wirts herum (ähnlich der Zecke), wobei sie feuchtwarme und dünnhäutige Hautpartien wie Achselhöhlen, Gelenkbeugen, Bauchnabel und andere Körperstellen bevorzugen. Hier bleiben die Milbenlarven bis sie „satt” sind und verlassen dann ihren „Wirt“.

Meistens beginnt es mit Pusteln an den Knöcheln, an den Beinen, am Bauch und an anderen Körperoberflächen, die kaum von Mückenstichen zu unterscheiden sind. In der Regel dort, wo die Haut sehr dünn ist. Die Einstichstellen sind für Stechmücken eigentlich untypisch, ähneln Flohstichen und rufen nach zwei bis drei einen Tagen starken Juckreiz hervor. Man spürt sie oft erst morgens unter der warmen Bettdecke, also dann wenn man längst nicht mehr im Freien ist.

Anhäufung des Herbstmilbenbefalls

MilbensticheWas lässt die Anzahl der Herbstgrasmilben so ansteigen? Einer der Gründe ist sicherlich die milden Winter der vergangenen Jahre, so dass die Böden in den betroffenen Regionen nicht mehr tief genug durchgefroren sind. Hier können sich Jungtiere und erwachsene Milben in den Boden eingraben und so gegen Frost und starken Regen schützen.

Auch die Lebensbedingungen für Grasmilben sind in vielen Regionen günstiger geworden. Viele Gartenbesitzer besinnen sich wieder auf biologisches Gärtnern. Der Trend zu Wildgärten, Komposthaufen, Naturwiesen und biologischer Bekämpfung von Schädlingen im Garten hat zugenommen, und ein neutraler bis leicht alkalischer pH-Wert des Bodens bietet den Grasmilben optimale Lebensbedingungen.

Da sich die Larven besonders bei warmer Witterung im Gras oder in Sträuchern und Büschen aufhalten, lässt sich mit einem weißen Tuch oder weißer Pappe an einem sonnigen Tag besonders gut feststellen, ob man Grasmilben im Garten hat. Hierzu Tuch oder Pappe auf den Rasen bzw. Wiese legen. Durch den weißem Untergrund kann man die ca. 0,3 mm großen rötlichen Blutsauger, welche die Sonne genießen, leicht erkennen.

Bekämpfung lästiger Herbstgrasmilben im Garten

Haben sich Grasmilben erst einmal in einem Garten angesiedelt, ist es sehr schwierig die lästigen Spinnentiere wieder loszuwerden. Hauptsächlich bei warmer Witterung halten sich die Larven ausnehmend gern im Gras oder in Sträuchern und Büschen auf. Bisher gibt es keine chemische Bekämpfungsmittel die nur gegen Herbstmilben wirken und auch noch ökologisch verträglich sind. Zudem sind die befallenen Wald- und Wiesenflächen zu umfangreich für einen sinnvollen Einsatz von chemischen Präparaten.

Im Garten sollte vorrangig der Mulch unter Büschen und auf Beeten entfernt werden. Auch ein sehr kurz gemähter Rasen verschlechtern die Lebensbedingungen der Milben. Rasenschnitt sollte auf keinen Fall auf dem Komposthaufen sondern in der Biotonne entsorgt werden.
Da sich die Grasmilben bei Feuchtigkeit tief in den Boden zurückziehen ist bei Trockenheit das Wässern des Rasens von Vorteil. Um zu verhindern, dass Milben ins Haus kommen, sollten keine Rasenflächen in der Nähe des Hauses angelegt werden.
Eine Kalk-Stickstoff-Düngung des Rasens Anfang Mai, sowie Neem Produkte oder eine 1-2 % Niemlösung zum Aufspritzen auf Rasen, Sträucher und Stauden wird empfohlen.

Vermeidung von Milbenstichen beim Menschen

Vermeiden Sie bei trockenen und warmen Wetter das Betreten von Wiesen- und Rasenflächen, oder tragen Sie zum Schutz gegen die Herbstmilben Socken, lange Hosen und geschlossene Schuhe. Weiße Kleidung sollten Sie vermeiden. Nach der Gartenarbeit gründlich abduschen und die Kleidung umgehend waschen.
Zur Bekämpfung wird die Anwendung von Insektenschutzmitteln, sogenannten Repellents empfohlen, also chemische Substanzen, die auf Haut, Kleidung und Schuhe eingerieben bzw. aufgesprüht wird, um Insekten von Mensch oder Tier fernzuhalten.

Zur Vorbeugung eignen sich auch ätherische Öle von Lavendel, Salbei, Basilikum, Minze oder Thymian, sowie Eukalyptus, Gewürznelken und Teebaum. Auch aromatische Süßgräser wie Citronella, Zitronengras und Zedern. Leider ist die abschreckende Wirkung der ätherischen Öle nur kurz.

Alternativ können auch Insektensprays mit natürlichem Pyrethrumextrakt oder synthetischen Pyrethroiden (synthetische Insektizide) wie Permethrin, Deltamethrin benutzt werden.

Sollte ein Befall bereits stattgefunden haben, ist der tägliche Wechsel von Bettwäsche und Kleidung unerlässlich. Diese möglichst heiß waschen. Sind eigene Haustiere Freigänger, müssen nicht nur die Tiere behandelt, sondern auch Teppiche, Läufer, Decken und sonstige Textilwaren, falls nicht waschbar, mit Desinfektions- bzw. Umgebungsspray eingesprüht und behandelt werden.

Linderung von Milbenstichen beim Menschen

Nicht immer lassen sich die Larven der Milben durch Wasser und Seife entfernen. Mit einem Wattebausch, der mit hochprozentigem Alkohol oder mit Desinfektionsmitteln getränkt ist, lassen sich die Blutsauger von der Haut abwische
n.

Zur Linderung des Juckreizes bei Milbenstichen helfen bereits einfache Mittel wie ein nasser und kalter Waschlappen oder ein Kühlpack. Mehrmals täglich die Stichstellen damit gut kühlen.

Auch ein hochprozentiger Alkohol (70 % oder Isopropanol) aus der Apotheke. Die befallenen Hautstellen mit dem Alkohol einreiben.
Als erfolgreich haben sich neben Eichenrindenextrakt und einer klassische Zinkschüttelmixtur (Zinkoxid in wässriger Lösung) auch Franzbranntwein mit Menthol erwiesen. Bei starkem Juckreiz kann ein Arzt ein Antihistamin verschreiben. Ein nicht verschreibungspflichtiges aber entzündungshemmendes Gel erhält man auch in der Apotheke.

Bei bereits entzündeten Insektenstichen kann ein Kühlelement, welches in ein fusselfreies Tuch eingeschlagen wird, helfen die Beschwerden zu lindern. Auch Arnikasalbe unterstützt die Heilung und ist gut zur Behandlung geeignet.
Um entzündete Insektenstiche vor weiteren Keimen, Bakterien und Schmutz zu schützen, ist das Abdecken mit Verbandsmaterial angebracht. Allerdings sollte bei Eiterbildung, starken Schmerzen oder sogar Fieber ein Arzt aufgesucht werden.

Weitere hilfreiche Mittel zur Linderung der Stiche von Herbstgrasmilben

  • Zinksalben: Zink ist ein Bestandteil vieler Heilsalben, da es praktisch keine Nebenwirkungen hat. Es wirkt entzündungshemmend und Juckreiz lindernd.
  • Eichenrindenextrakt: Erhältlich in der Apotheke. In der Eichenrinde stecken heilkräftige Pflanzenteile wie beispielsweise Gerbstoffe, deshalb wird Eichenrindenextrakt häufig als Badezusatz zur Linderung von Hautkrankheiten angewandt.
  • Harnstoffsalben: Auch Harnstoff wirkt juckreiz- und entzündungshemmend. Diese Mittel sind besonders gut für trockene, schuppige Haut geeignet, da sie eine hohe Wasserbindungsfähigkeit aufweisen. Zudem fördert der Harnstoff die Aufnahme anderer Substanzen in die Haut.
  • Helles Schieferöl (Leukychthol): Zugesetzt in Salben oder Cremes ist helles Schieferöl eine Juckreizlindernde und entzündungshemmende Substanz. Der leichte Geruch von Teerpräparaten verschwindet kurze Zeit nach dem Auftragen.
  • Gerbstoffhaltige Präparate: Ein Naturheilmittel welches Gerbstoffe enthält ist Schwarztee. Gerbstoffhaltige Mittel wirken austrocknend und ziehen die Entzündung aus dem Hautgewebe.

Vermeiden Sie bei Insektenstichen zu kratzen. Normalerweise lässt der Juckreiz nach einigen Tagen nach. Sollten Sie an einer Insektenstichallergie leiden, suchen Sie umgehend einen Arzt auf.

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Bilderquellen: Juckreiz Beine @ EHS, Mädchen mit juckenden Beinen im Gras @ shutterstock.com

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