(aid) – Es gibt mindestens zwei Tierarten, ohne die wir wohl kaum eine vernünftige Ernte einfahren könnten: während oberirdisch die Biene bekanntermaßen für Früchte sorgt, “ackert” der Regenwurm im Verborgenen.
Unter einem Quadratmeter Wiese können 100 bis 400 Regenwürmer aktiv sein. Unterirdisch leistet er durch seine Wühltätigkeit und die Verdauung von organischem Material einen unverzichtbaren Beitrag zu unserem Nahrungsmittelanbau. Deshalb ist es besonders wichtig, frühzeitig zu erkennen, ob die optisch wenig attraktiven “Kanalarbeiter” z. B. durch Umwelteinflüsse gefährdet sind.
Aus diesem Grund hat nun das Senckenberg Forschungsinstitut alle Vertreter dieser Arten zu einer Art “Volkszählung” aufgerufen. Aus der Bestandsaufnahme soll später eine Gefährdungseinschätzung abgeleitet und in einer “Roten Liste” veröffentlicht werden.
Regenwürmer: unersetzlich für den gesunden Boden
Regenwürmer sind deshalb für uns Menschen so wichtig, weil sie ihren Kot nach oben befördern und an der Mündung ihrer Gänge absetzen. Sie bewirken dadurch eine ganz erhebliche Durchmischung und Durchlüftung der Bodenschichten, wobei tiefere Bodenschichten mit Humus angereichert werden.
Durch die Verdauung von organischem Material, wie Pflanzenrückstände oder Überreste anderer Lebewesen, produzieren die Würmer Humus mit hohen Anteilen an pflanzenverfügbaren Nährstoffen.
Die Auskleidung ihrer Gänge mit Kot führt zu einer stabilen Bodenstruktur und macht Nährstoffe für die Wurzeln besser zugänglich.
Rund 46 Regenwurmarten bereichern den deutschen Boden und bilden Humus
Die Zählung der Wurmforscher hat nun ergeben, dass es 46 Regenwurmarten in Deutschland gibt, davon sogar eine Art, die nur in Baden-Württemberg vorkommt – sonst nirgendwo auf der Welt. Die Forschungsarbeit ist ein wichtiger Baustein für den Erhalt der biologischen Vielfalt.
Denn nur, wenn Forscher zu einem bestimmten Zeitpunkt erfassen, wie viele Arten es wo und in welcher Verteilung gibt, können die Ergebnisse zu einem späteren Zeitpunkt als Bezugsgröße für mögliche Veränderungen herangezogen werden.
Wenn es erst allzu offensichtlich ist, dass nach einem Regenguss kaum ein Wurm mehr an die Oberfläche kommt, dann wäre es sicher zu spät zum Handeln.
Friederike Heidenhof, www.aid.de