Der Kräutergarten – Bereits zu Urzeiten waren Kräuter von unschätzbarem Wert für den Menschen. Über viele Jahrhunderte wurden das Wissen und die Erfahrungen darüber, von den alten Frauen des Dorfes, den Heilerinnen und Kräuterweibern, aufbewahrt und an würdige Nachfolgerinnen weitergegeben.
Bei den alten Germanen wurden die „Kräutergärten“ sogar von lebendigen Zäunen wie Schlehe und Weißdorn, Haselstrauch und vor allem der Holler oder Holunderstrauch, begrenzt. Wobei der Holunder auch als wertvolle Arznei unter den Bauern galt.
Erst im Mittelalter wurden durch die Mönche, Gartenpflanzen mit reichem Gehalt an ätherischen Ölen, aus Südeuropa über die Alpen gebracht und es war die Aufgabe der Klöster, das noch lebendige Verständnis um Kräuter und Wurzeln festzuhalten und für die Nachwelt zu erhalten.
Aus dem Klostergarten
Das erste illustrierte Kräuterbuch in deutscher Sprache, mit aufgezeichneten Pflanzenarten für Heilzwecke, schrieb Hildegard von Bingen, Äbtissin des Klosters auf dem Ruprechtsberg bei Bingen. Noch in der heutigen Zeit gilt es als die erste lokale Naturgeschichte des Mittelalters.
Auch die heilige Nonne verwendete zu Heilzwecken eine Vielzahl von Küchenkräutern aus dem Klostergarten. Darunter auch beliebte Kräuter wie Majoran, Ysop und Salbei, aber auch weniger bekannte wie Bärwurz, Bertramkraut und Meisterwurz, die es heute meist nur im Spezialhandel gibt.
Großmutters Kräutergarten
Ein Garten ohne Kräuterecke wäre zu Großmutters Zeiten undenkbar gewesen. Oftmals fanden die aromatischen Pflanzen im Alltag eine sehr vielseitige Verwendung. So wurden sie teilweise wegen ihrer wundervollen Düfte oder durch die Farbe ihrer Blüten zu Aufgüssen und Cremes für die Körperpflege verwendet.
In der Hausapotheke eingesetzt, waren sie dank ihrer medizinischen Eigenschaften unentbehrlich um Leiden zu lindern und Leib und Seele zu erfrischen. In der Küche dienten sie zur Verfeinerung einer Vielzahl von Speisen. Auch waren die, zu Kränzen oder Sträußen gebundenen Kräuter, ein traditioneller Raumschmuck.
Aber Kräuter bereichern nicht nur durch ihr Aroma den Geschmack von Speisen, sie sind auch reich an Vitaminen und Spurenelemente. In modernen Gärten entstehen Kräutergärten oftmals in Form einer Kräuterspirale. Hier dienen die Kräuter oftmals aber nur zu Zierwecken oder werden vor allem wegen ihres Duftes angepflanzt.
Altbewährte Kräuter von A – Z
Anis
Anis ist ein einjähriges Kraut aus der Familie der Doldenblütengewächse und bereits seit dem Mittelalter als Gewürz- und Heilmittel bekannt. In der Volksheilkunde wird Anis-Tee bei Atemwegserkrankungen und zur Behandlung von Verdauungsproblemen verwendet.
Besonders beliebt sind Anissamen als Bestandteil von verschiedenen Backrezepten, aber auch zum Würzen von Suppen, Soßen und Currygerichten. Die frischen Blätter finden Verwendung als Würze im Salat und die Blüten als Garnierung. Als Bestandteil kommt Anis auch in verschiedenen Kräuterlikören vor.
Das, eigentlich dem Mittelmeerraum angehörende Kraut, bevorzugt warme, durchlässige, nahrhafte, leichte Böden in sonniger Lage. Die Aussaat kann an warmen Frühlingstagen direkt in das Freiland erfolgen. Blätter und Blüten können während des Wachstums stets frisch geerntet werden. Ganze Dolden werden vor der Fruchtreife abgeschnitten und getrocknet.
Basilikum
Basilikum, auch Königskraut genannt, verströmt bereits bei sanftester Berührung einen warmen würzigen Duft.
Besonders gut passt es zu Tomatengerichten, Salaten und kalten Soßen, andererseits wirkt es krampflösend und beruhigend auf Magen und Darm als Heilkraut. Da sie größtenteils beim Trocknen und beim Kochen ihre Aromastoffe verlieren, sollten Basilikumblätter möglichst frisch verwendet werden.
Das einjährige Kraut wird im Frühjahr in Töpfen auf der Fensterbank ausgesät. Basilikum gedeiht am besten, wenn man es ab Mitte Mai in großen Töpfen mit nährstoffreicher Erde auf der Terrasse oder an einer sonnigen Hauswand kultiviert, da es ein sehr wärmebedürftiges Kraut ist. An heißen Tagen sollte man das Gießen nicht vergessen, denn die Pflanze benötigt sehr viel Wasser.
Bohnenkraut
Vom Bohnenkraut gibt es eine einjährige und eine ausdauernde Art. Das ausdauernde Bohnenkraut ist winterhart und bildet einen niedrigen, verholzten Strauch. Es wird auch Winter- oder Bergbohnenkraut genannt und sein würzig pfeffriges Aroma ist stärker als das des einjährigen Bohnenkrauts.
Jede Art passt zu Bratkartoffeln, Lamm- und Schweinefleisch, Hülsenfrüchten und Eintöpfen. Vor allem schwer verdauliche Gerichte werden dank der verdauungsfördernden Eigenschaften des Bohnenkrauts bekömmlicher.
Beide Sorten werden Ende März in Töpfen oder ab Mai direkt an einem sonnigen Standort gesät. Die beste Erntezeit ist kurz vor der Blüte im Juli bis August.
Borretsch
Besonders Gurkensalat verleiht Borretsch ein unverwechselbares Aroma. Aber auch für andere Salate Kräuterquark, grüne Soßen und Brotaufstriche wird es zur Geschmacksverfeinerung verwendet. Borretschblätter sollten stets frisch und fein gehackt den Speisen hinzugefügt werden.
Weitere Verwendung der hübschen blauen Blüten: zum Verzieren von Speisen oder kandiert als Konfekt. Ausgesät wird der einjährige Borretsch von April bis Juli und ca. 8 Wochen nach der Aussaat können die ersten jungen Blättchen gepflückt werden.
Dill
Ein unentbehrliches Gewürzkraut ist der Dill. Mit seinen filigranen Blättern und seinem zarten Geschmack verleiht er Grüner Soße, Kräuterbutter, Gurkensalat, Kräuterquark sowie Fisch ein feines Aroma.
Ebenso wie Borretsch verwendet man Dillkraut am besten frisch und fügt es nach dem Kochen hinzu. Auch für die für Zubereitung von Kräuteressig und zum Einlegen von Gurken eignet sich der Dillsamen. Als Heilkraut wirkt Dill beruhigend und entkrampfend.
Dillsamen wird jedes Jahr ab April bis Juni, an einem sonnigen Platz in humosem Boden, neu ausgesät und gleichmäßig feucht gehalten. Dillkraut kann den ganzen Sommer über bis in den Herbst hinein geschnitten werden.
Fenchel
Fenchel ist eine der ältesten Heil- und Gewürzpflanzen. In der Heilkunde werden seine samenähnlichen Früchte und die Wurzel vor allem bei Husten und Blähungen eingesetzt.
Als Gewürz verwendet man das zarte Fenchelgrün hauptsächlich zu Salaten, Fisch und als Brotgewürz. Aber auch Fisch und Fleisch lassen sich damit verfeinern. Die fleischige Knolle wird als Gemüse zubereitet und gegessen, wobei der typische Geruch nicht bei jedem beliebt ist.
Fencheltee wird vor allem Kindern als wirksames Mittel gegen Blähungen und Bauchschmerzen verabreicht. Fenchel wird im April an einem warmen, sonnigen Standort ausgesät und blüht erst im zweiten Jahr in der Zeit von Juli bis September. Er zählt zu den ausdauernden Stauden.
Johanniskraut
Das Johanniskraut wird ausschließlich zu Heilzwecken angewendet. Das geerntete Kraut wird in Öl angesetzt oder als Tee getrocknet. Die Blätter der Pflanze sind mit vielen kleinen Drüsen durchzogen, die ein rotes Öl, welches Schlaf fördernd sowie antidepressiv wirkt und die Nerven beruhigt.
Als Creme hilft sie gegen Hautprobleme wie Ekzeme und leichte Verbrennungen.
Johanniskraut kann im Frühjahr direkt gesät werden und ist ein ausdauerndes Gewächs. Es gedeiht vorwiegend in sonniger Lage auf trockenen Böden. Seine Blüte- und Erntezeit reicht von Mitte Juni bis August.
Kamille
Die Kamille, das wohl bekannteste und vielseitigste Heilkraut unter den Kräutern. Sie wirkt krampfstillend, entzündungswidrig, beruhigend sowie wundheilend und wird u.a. bei Entzündungen und Erkältungen empfohlen. Kamille kann als Tee oder Tinktur eingesetzt werden. So eignet sich ein Aufguss aus Blüten für Gesichtsdampfbäder, zum Inhalieren und für Augenbäder.
Gesammelt werden die Blütenköpfchen an trockenen Sommertagen. Kamille benötigt einen sonnigen Standort und wird im März oder April ausgesät, bevorzugt in humusreichen lehmigen Boden.
Kapuzinerkresse
Die Blätter und Blüten der Kapuzinerkresse wird eine antibiotische Wirkung zugeschrieben. Es enthält viel Vitamin C. Durch sein leicht scharfes, erfrischendes Aroma passt es gut zu Salaten oder Kräuterquark und die Knospen und unreife Samen eignen sich auch gut als Kapernersatz.
Kapuzinerkresse kann ab Mai im Freiland in humusreichem Boden ausgesät werden. Sie ist frostempfindlich und sie gedeiht in der Sonne sowie im Halbschatten bei gleichmäßig feuchtem Boden.
Knoblauch
Der Knoblauch ist ein Universalgewürz und besitzt zahlreiche heilende Eigenschaften. So wirkt er z.B. keimtötend, blutdrucksenkend, schleimlösend und regelmäßig angewendet unterstützend auch bei Arteriosklerose, d.h. er verringert Ablagerungen in den Blutgefäßen und verhindert die Bildung von neuen Ablagerungen.
Knoblauchzehen steckt man im Herbst oder im März etwa 5 cm tief in die Erde und im Frühjahr können die jungen Blätter wie Zwiebelgrün oder Schnittlauch verwendet werden.
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