Wenn der Winter näher rückt, kommt unvermeidlich die Zeit, in der der Garten immer leerer und kahler wird, das Grün weitgehend verschwindet und von Blüten keine Spur mehr ist. Das kann ziemlich trist sein.
Wie schön, dass es einen Brauch gibt, der auch im Winter für Blüten sorgt!
Die Heilige Barbara: schön und mutig
Das Ganze verdanken wir der Heiligen Barbara. Diese eigenwillige junge Dame soll um 300 nach Christus in Nikomedien gelebt haben, das liegt in der Türkei. Laut der Geschichte ließ ihr Vater sie in einen Turm einsperren, dafür werden in verschiedenen Versionen der Legende unterschiedliche Gründe genannt. Vielleicht war sie einfach so schön, dass der Vater Angst um sie hatte, vermutlich aber wurde sie Christin, bevor ihr Vater sie einsperrte.
Damals war das Christentum verboten und ihr Vater wurde sehr zornig, als er davon erfuhr. Als sie sich partout weigerte, ihren Glauben aufzugeben, lieferte er sie an ein Gericht aus. Sie wurde gefoltert und starb schließlich den Märtyrertod – ob sie offiziell hingerichtet wurde oder ihr Vater sie in seiner Wut erschlug, ist unklar. Auch hier unterscheiden sich die Geschichten.
Was hat das aber mit dem Barbarazweig zu tun? Angeblich hatte sich auf dem Weg ins Gefängnis ein Zweig in Barbaras Kleid verfangen. Sie stellte ihn ins Wasser – und am Tag ihrer Verurteilung sollen die Knospen geblüht haben.
Die Barbarazweige: Glückssymbol und Orakel
In Anlehnung an diese Begebenheit begannen die Menschen, am 4. Dezember, dem Tag der heiligen Barbara, Zweige ins Wasser zu stellen. An Weihnachten blühen diese Zweige meist auf und sollen den Glanz verdeutlichen, den die Geburt Jesu in die Welt gebracht hat und gleichzeitig ein Vorzeichen für positive Dinge im kommenden Jahr sein.
Meist rechnen die Menschen bei Aufblühen der Zweige mit Glück und Segen, guten Ernten und Liebesglück. In einigen Regionen, vor allem in Niederösterreich, war es Brauch, Zettel mit Namen an die Zweige zu hängen. Der Person, deren Zweig zuerst aufblüht, soll es im nächsten Jahr besonders gut gehen.
Hängt man die Namen potenzieller Partner an die Zweige, weist der erste blühende Zweig angeblich auf die Person hin, die man heiraten wird.
Und so funktioniert’s:
Dem Brauch nach schneidet man die Zweige in der Nacht vom dritten auf den vierten Dezember vor Sonnenaufgang. Typischerweise sucht man sich einen Kirschbaum, möglich sind aber alle Obstbäume, außerdem Linde und Flieder. Heute verwendet man auch Mandelbäumchen, Forsythie, Jasmin, Weide oder Rosskastanie.
Man muss zum Abschneiden dem Brauch nach ein neues Messer verwenden und jeden Zweig mit einem einzigen Schnitt von unten nach oben abtrennen. Dabei darf man sich traditionell nicht von einer anderen Person ansprechen lassen und muss sich mit dem Rücken zum Baum drehen. Am Morgen sollte man die Zweige mit in die Frühmesse nehmen und dort weihen lassen.
Natürlich hängt das Aufblühen der Zweige nicht von diesen im Brauch vorgesehenen Handlungen ab. Geschnittene Zweige der oben genannten Bäume blühen nach etwa 20 Tagen auf, wenn man darauf achtet, Zweige mit Blütenknospen abzuschneiden, ihnen einen möglichst langen Schrägschnitt zu verpassen und sie an einem warmen Ort in nicht zu kaltes Wasser zu stellen.
Dann können auch Sie sich um Weihnachten herum über Blüten freuen – und das mitten im kahlen, kalten Winter.
Autoren: Freya Fleischmann, Janina Hofmann (Universität Regensburg); Fotos: Barbarazweige oben: shutterstock.com, des weiteren Fotos von Freya Fleischmann, Janina Hofmann
Weiterführende Links:
01Allgemeine Information zum Barbarazweig und dessen Bedeutung bei wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Barbarazweig
02Brauchtum und Hintergrund des Barbarazweiges: http://www.ekd.de/advent_dezember/brauchbar/barbarazweige.html
03Tradition, Hintergrundwissen und Tipps zum Barbarazweig: http://www.br.de/radio/bayern1/inhalt/experten-tipps/pflanzen/pflanzen-karin-greiner-barbarazweige-100.html
Informationsvideo zum Barbarazweig: